Auf Beiboot Petri las ich eben, daß TITANIC-Chefredakteur Leo Fischer und seine Mitarbeiter zum morgigen Prozeßbeginn in Hamburg, sich erstens symbolisch an den Michel ketten werden und zweitens einen Mittelaltermarkt veranstalten wollen.
Ich hab' dann - nachdem die Seitenstiche verklungen waren - mal gegoogelt und einen taz-Artikel gefunden, der mehr verrät:
Gegen 15 Uhr wollen sich die Redaktionsmitglieder am Donnerstag vor der Kirche symbolisch anketten. Wann die Aktion beendet wird, steht laut Fischer nicht fest. „Wir machen solange, bis man uns wegträgt“, hieß es vom Chefredakteur. Wie und woran die Mitarbeiter sich anketten, werde spontan entschieden. „Notfalls schaffen wir eben was ran, an das es sich anketten lässt“. Bei der Hamburger Polizei wurde die Aktion bis Mittwochmittag nicht angemeldet.
Am Freitag soll es von 10 bis 16 Uhr auf dem Sievekingsplatz vor dem Landgericht einen Papst-Mittelaltermarkt geben. Neben Auftritten von Jongleuren und Feuerspuckern soll den Besuchern auch die Möglichkeit geboten werden, symbolisch eine Hexe zu verbrennen oder sich an den Pranger zu stellen. Der Markt sei als Anspielung auf „die Lebenswelt des Papstes“ gedacht, sagte Fischer.
Da erkenne ich aber sofort einen massiven Fehler! Eine "Anspielung auf die Lebenswelt des Papstes"? Müßte das nicht ein Berg aus Prada-Schuhen sein, unter dem geknechtete Frauen eben noch mit ihrem letzten Atemzug kundtun können, wie gerne sie doch katholische Priesterinnen geworden wären? Müßte das nicht ein auf dem Friedhof der Meinungs- und Kunstfreiheit errichteter Palast aus Gold und Marmor sein, aus dessen Fenstern das Blut all der tapferen Männer und Frauen fließt, die während der letzten 7 Jahre die Welt in das endgültige Zeitalter der Aufklärung führen wollten, indem sie Karikaturen veröffentlichten, welche Joseph Ratzinger mit Hitlerbärtchen oder Palpatine-Kutte zeigten, und die für ihre heroischen Taten so lange brutalst verfolgt wurden, bis sie sich endlich singend und Dawkins preisend in die Lanzen warfen, welche die Schweizergardisten ihnen entgegenhielten? Müßte das nicht ein hermelinverbrämter Umhang aus weißer Seide sein, unter dem die Hilferufe all der Kinder zu hören sind, die Joseph Ratzinger (zusammen mit seinem Bruder), geprügelt und belästigt hat? Müßte das nicht ein Straflager sein, in dem Joseph Ratzinger streng über dort inhaftierte, in violette Polyester-Hosenanzüge gekleidete postchristliche Esoterikerinnen mit grauem Kurzhaarschnitt wacht, die unablässig durch die elektrischen Zäune rufen: "Wir sind Nonnen! Ehrlich!"?
Macht bei der TITANIC eigentlich niemand mehr seine Hausaufgaben?
Meine Lieblingsstelle aus dem taz-Artikel ist zweifelsohne diese:
Fischer zeigt sich vor der Verhandlung zuversichtlich, weil weder der Papst noch seine Rechtsvertreter bisher eine Stellungnahme zu dem 15seitigen Widerspruchsschreiben der Zeitschrift abgegeben haben: „Dem Heiligen Vater fehlen wohl die Argumente..."
Da muß man aber schon wirklich Mitarbeiter der TITANIC sein, um diese "Anspielung auf die Lebenswelt" moderner Karikaturisten und Satiriker zu verstehen...
Aber, klar: Dem armen Leo und seinen Mit-Opfern geht die Muffe sicherlich 1 zu 10.000. Denn es ist ja bekannt, daß in unserem Land seit Jahrzehnten jedermann, der Gott, Papst, Kirche und Glauben beleidigt, mit schwersten Strafen zu rechnen hat...
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Schönen Tag noch und keep it Catholic!
Max
Man sollte, so lange die angekettet sind, sich einfach mit Schildern wie "Für die Einführung der allgemeinen Mundkommunion", "Wiedereinführung der Palatingarde" etc. hinstellen.
AntwortenLöschenWäre mal interessant zu sehen, wie lange die Flöten dann angekettet bleiben, wenn man ihre Demo einnimmt.
Das wird uns vor einer evangelischen Kirche auch nichts nützen...
LöschenAber vielleicht ist die Titanic ja gerade dabei, die evangelische Kirche für den Papst zurückzuerobern. Als Vorhut sozusagen. Wenn das bei einem Symbol des evangelischen Glaubens, wie dem Hamburger Michel gelingt, dann ist das doch schon mal ein guter Anfang.
Noch besser! "KIRCHENGEBIET IST KATHOLISCHES GEBIET - FÜR EINE HEIMKEHR NACH ROM"
LöschenAußerdem hab ich grad "Als Vorhaut sozusagen" gelesen.
LöschenDiese ganze Beschneidungsdebatte macht mich noch wahnsinnig.
Wieso eigentlich an den Michel? Der ist evangelisch ...
AntwortenLöschenDa darf man nicht kleinlich sein! In solchen Hirnen gilt: Kirche = Kirche!
AntwortenLöschenSo ein Kindergarten... Die Leben ja auch irgendwie in ihrer eigenen Fantasiewelt (wie der Typ von bibelmail...)
AntwortenLöschen"Papst-Mittelaltermarkt - den Besuchern auch die Möglichkeit geboten werden, symbolisch eine Hexe zu verbrennen - als Anspielung auf „die Lebenswelt des Papstes“
Das hat doch längst nichts mehr mit Satire zu tun, sondern ist einfach nur noch ein Krampf. So viel zum Respekt gegenüber anderen... Die Kirche ist ja "vogelfrei" - meinen die Herren.
Wenn der Mittelaltermarkt wenigstens MET hätte, aber für ´ne Hexenverbrennung fahre ich doch nicht nach Hamburg!
AntwortenLöschenSchalom
Hermann
Wieso, wo gibts denn noch Kirchenverbrennungen?
LöschenIn der Islamischen Welt, in Indien, da gibt´s noch Kirchenverbrennungen.
LöschenAber was hat das mit Met zu tun? OK, es sind nicht 23 Bier, aber wir sind hier ja nicht bei Alipius!
Schalom
Hermann
Offensichtlich findet der Mittelaltermarkt jetzt trotzdem statt.
LöschenUnd auf jeden Fall wird es dort "gebratene Hexe" geben.
Aber war MET nicht ein Germanentrunk und die waren doch vor dem "finsteren" Mittelalter. Im Mittelalter gab's doch schon Mönche, die Bier brauen konnten ...
und Bier gibt's in Hamburg bestimmt. Vielleicht sogar Freibier, weil das "Satire"-Magazin seinen "Sieg" feiern will.
Moin,
AntwortenLöschenweiß jemand näheres darüber, warum der Vatican die einstweilige Verfügung zurückgenommen hat?
Gut gebrüllt, Löwe!
AntwortenLöschenIch habe mich köstlich amüsiert.
Nun ist der Hamburger Michel gar nicht mal so schlecht ewählt. Dort gibt es schon mal lutherische Messen in Latein, wie man mir sagte. Wehret den Anfängen! ;-)